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Arbeitskreis Luchs Nordbayern
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Die Luchsin -

ein Jahr im Steinwald

Vor gut einem Jahr, im August 2016, wurde ja im Steinwald eine verwaiste Jungluchsin wieder in die Freiheit entlassen.

Aus meiner und unserer Sicht als Waldbesitzer und Jäger hat sich das schöne Tier geradezu vorbildlich verhalten: Seit Oktober 2016 wurde die Luchsin von niemandem gesehen! Sie lebt versteckt und unauffällig. Hätte wir nicht die vielen Bilder von den Wild-Kameras – wir wüssten nicht, dass es bei uns einen Luchs gibt. Die potenziellen Beutetiere des Luchses, die Rehe, verhalten sich ebenfalls vollkommen normal, wir können keine Veränderung beobachten, auch nicht, dass wir weniger Rehe sehen würden.

Anfangs wurde die Luchsin, die ja ihr Sendehalsband leider gleich verloren hatte, vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) mit 26 sog. Fotofallen beobachtet, nach einigen Monaten wurde die Anzahl der Kameras auf 16 reduziert. Im Wald der Bayerischen Staatsforsten und bei der Güterverwaltung Friedenfels waren ebenfalls einige Kameras installiert. Viele Tausend Fotos entstanden. Oft ist die Luchsin zu sehen, aber auch Rot-, Schwarz-, Muffel-, Sika-(!) und Rehwild, ebenso Füchse, Dachse, Wild- und Hauskatzen und natürlich Hasen.

Anhand der Fotos liegen die äußersten Nachweise etwa 6 km auseinander, im Bereich der GV Friedenfels und der Bayerischen Staatsforsten. Die junge Luchsin nutzt also den westlichen und den östlichen Steinwald und hat damit ein (rein rechnerisches) Streifgebiet von etwa 6.000 ha oder 60 Quadratkilometern. Dies ist ein wesentlich kleineres Gebiet als die bisher bekannten aus dem Bayerischen Wald. Das LfU vermutet, dass es die vergleichsweise höhere Wilddichte (Rehe) im Steinwald der Luchsin ermöglicht, auf kleinerer Fläche Nahrung zu finden.

Eher zufällig wurde auch zwei Mal ein gerissenes Beutetier gefunden, ein sog. Bockkitz und ein Geißkitz, also junge Rehe. Auch hier wurden Fotofallen installiert. Sie zeigen: Die Luchsin kann selbst Beute machen, sie versteckt das Tier unter Ästen und sie frisst die Rehe in einigen Tagen (eher Nächten) vollständig auf.

Eine Anfang Januar 2017 im Schnee gefundene Urinmarkierung wird als beginnendes Territorialverhalten gedeutet. Eine Verhaltensänderung, im Sinne des Suchens eines Geschlechtspartners während der Fortpflanzungszeit im März 2017, konnte nicht beobachtet werden. Dazu würde die Luchsin ihr Streifgebiet wahrscheinlich ausdehnen. In der nächsten Paarungszeit im Februar/März 2018 könnte es aber sein, dass sie größere Suchbewegungen macht und dabei auch mal den Steinwald verlässt – wenn bis dahin kein männlicher Luchs den Steinwald und die hübsche Luchsin gefunden hat.

Man sieht – es geht! Wenn man will. Voraussetzung für das Wohlbefinden von Beutegreifern ist die ziemlich banale Tatsache, dass wir die Anwesenheit solcher Tiere akzeptieren und natürlich, dass es genug Beutetiere gibt. Der Luchs braucht genug Rehe – aus seiner Sicht sogar „je mehr, desto besser!“ Wenn es die gibt, hat niemand einen Nachteil (höchstens die Rehe). Ein reiches und gebildetes Kulturland wie Deutschland sollte sich – eben als Zeichen dieser Kultur! – sog. Großraubtiere einfach leisten wollen. Selbstverständlich können und werden dabei auch Konflikte entstehen. Aber diese kann man lösen, mit pragmatischen, Ergebnis-orientierten Plänen, die den Umgang mit diesen Tieren und den Konflikten einheitlich und verbindlich regeln. Hier ist die Politik gefordert.

Wer Luchs sagt, muss auch Reh sagen. So genannte waldbauliche Argumente – „wir müssen möglichst viele Rehe totschießen, nur dann wächst der Wald“ – zeigen nur die Engstirnigkeit und Phantasielosigkeit ihrer Urheber. Kreativität und guter Wille sehen anders aus. Waldbaulich gibt es viele Möglichkeiten, für die notwendige Verjüngung zu sorgen.

Luchse sind in Deutschland auch ein Stück Kultur und diese Kultur hat ihr Fundament auf der Sozialpflichtigkeit des Eigentums. Eigentum hat immer auch mit Verantwortung zu tun. Je größer das Eigentum, desto größer die Verantwortung. Auch für Luchse und damit auch für Rehe.

Ich nehme das ernst – hoffentlich viele Andere auch!

Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg
Arbeitskreis Luchs Nordbayern, Friedenfels

Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt, Luchs-Monitoring 2016/2017

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